Über mich

Es gibt einen Punkt im Leben eines Mannes, an dem er sich entscheiden muss...

25.01.2011

Eine weiße Wand

Er sitzte zu Hause, auf seinem Bett und betrachtete die Wand direkt vor ihm. Sie war weiss und hatte ab und zu ein paar fast verblasste, blau Flecken. An der Wand war sonst nichts, außer ein paar Postern und doch schien es ihm, als ob diese fast weisse Wand ihn beruhigte. Er wusste nicht was er sonst gemacht hätte, vielleicht wäre er Amok gelaufen oder hätte sich vor eine S-Bahn geworfen, doch jetzt starrte er auf diese Wand. Er starrte sie schon seit Stunden an, ihm ging nie während der Zeit ein Licht auf, dass er auch etwas anderes hätte tun können. Doch irgendwie wollte er gar nichts anderes machen. Er hatte während der Zeit sämtliche Gedanken an irgend etwas spaßigen verdrängt. Nur eine Frage schwirrte ihm durch den Kopf: "Warum?"
Er konnte sich noch genau an das Gespräch mit ihr erinnern. Er wusste noch wie sie mit völlig banalem angefangen hatten und dann irgendwann zu den Sachen kamen, die wichtig waren. Er hatte bei dem Übergang förmlich eine Klimaveränderung bei sich im Zimmer gespürt, es wurde schlagartig kälter für ihn. Er konnte sich noch an jedes Wort erinnern und immer wenn er sich diese Worte nochmal in Erinnerung rufte, fing sein Herz an zu pochen, am Anfang waren ihm sogar ein paar Tränen die Wange hinunter gerollt. Er kam immernoch nicht damit klar. Er wusste noch wie sie darüber geredet hatten, dass sie irgendwo zwischen Beziehung und Freundschaft standen, dass sie nicht mehr zurück könnten und eigentlich nur die Flucht nach vorne bliebe.
Er hatte kurz aufgeatmet als er das von ihr damals hörte, er dachte es gäbe noch eine Chance, er hatte sich gefreut für einen kurzen Moment.
Doch eines wusste er schon damals. Eine kleine, leise Stimme hatte es ihm immer zugeflüstert: "Es läuft nie alles so wie man es gerne haben will."
Dies schien auch hier zu zutreffen. Murphies Gesetz hatte auch hier zugeschlagen.
Er war immernoch wütend, zwar war die Verzweiflung inzwischen größer, jedoch die Wut blieb allgegenwärtig. Er war schon lange nicht mehr so wütend gewesen und wieder kam die Frage auf: "Warum das ganze?"
Es fiel ihm keine Antwort ein, er wusste nicht warum sie es so angehen musste. Warum musste sie die Frage nach einer Beziehung rationalisieren? Es war ihm generell schleierhaft warum beide das Thema am Telefon fast schon zerredet hatten, aber die Rationalisierung trieb ihn auf die Palme. Was hat Liebe mit Logik zu tun?
Ihm ging diese Frage nicht mehr aus dem Kopf: "Warum musste sie das alles nüchtern betrachten?"
Er dachte sich, dass die Sache doch relativ einfach war, ein Blick in ihr Herz würde ihr doch zeigen ob da Gefühle für ihn wären oder nicht. Warum konnte sie dort nicht nachsehen?
Hatte sie Angst vor dem was sie finden würde?
Oder vor dem was sie nicht finden würde?
Wovor hatte sie Angst?

Angst, darum geht es in diesem Text. Angst hat jeder von uns, seien es Tierphobien oder andere Ängste. Jeder hat sie. Ich zum Beispiel, habe Angst vor Spinnen, sie ekeln  mich. Ich finde sie zwar faszinierend, jedoch anfassen würde ich keine davon. Niemals!
Auch wenn diese Tierphobien harmlos sind und so ziemlich jeder welche hat, sind sie nur das kleinste Übel der Angst. Angst wie sie zum Beispiel im obigen Text beschreiben wird, ist schlimmer meiner Meinung nach. Die Angst vor Beziehungen, eine Phobie die jegliche Beziehungen torpediert und manchmal sogar schon Nähe verhindert. Sie tut nicht nur dem Betroffenen weh, sondern auch den Personen die den Betroffenen lieben. Viele von ihnen sind in der Lage ihre Phobie zu verschleiern  hinter Worten und Redewendungen. Sie reden sich raus aus Beziehungen oder torpedieren absichtig ihre Beziehungen, sie können sich einfach nicht an einen anderen Menschen binden. Sie schaffen es einfach nicht und müssen sich zwingen sich überhaupt auf einen Menschen einzulassen und bei diesem Menschen zu bleiben.
Doch auch das ist nicht die schlimmste Angst. Es gibt eine schlimmere, eine den Verstand verpesstende Angst und jeder, wirklich jeder ist von ihr betroffen.
Die Angst vor den Neuen, vor dem Unbekannten, dem Ungewissen, dem Zufall. Wir alle haben Angst davor, wir alle haben Angst vor Veränderung, deswegen hängen wir noch so an alten Idealen und Religionen, sie vermitteln und das Gefühl von Sicherheit, eine sichere Konstante die die Zeit überdauert hat. Wir kommen nicht mit Veränderung klar, weil wir sonst unser Gewohnheiten umstellen müssen und uns möglicherweise anpassen müssen, jedoch passt sich der Mensch keiner Bedingung an, nicht solange er die Bedingung an sich anpassen kann, deswegen lebt auch kaum ein Mensch in der Antarktis, dort ist es schlicht und ergreifend zu kalt.
Das Problem, dass ich sehe, ist das wir dadurch den Fortschritt behindern, wir behindern unsere eigene Entwicklung. Wir behindern die Forschung, wir legen der Forschung die Ketten der Moral an, was wir nicht machen sollten.
Leonardo da Vinci hat Leichen obduziert, was zu der Zeit verboten war, jedoch dadurch hatte er einen sehr genauen Blick in den Menschlichen Organismus und in dessen Anatomie erhalten. Er hat eine Grenze überschritten und dadurch sind wir in der Medizin später weitergekommen.
Auch heute sollten Wissenschaftler noch Grenzen überschreiten dürfen.
Aber generell sind wir oft der Meinung, dass jede Veränderung etwas negatives ist. Jedoch haben wir damit komplet unrecht! Veränderungen gehören zum Leben! Wenn wir aufhören würden uns zu verändern, würden wir sterben, da sich die Welt um uns ständig verändert. Sie wächst, sie schrumpft, sie bewegt, sie wartet, sie stribt und sie lebt.
Also warum dann an Nostalgie so krampfhaft festhalten? Warum nicht die Vergangenheit ehren, dabei jedoch die Zukunft nicht aus dem Blick lassen und die Vergangenheit vergangen sein lassen. Wir sollten in der Gegenwart leben, die Vergangenheit im Hinterkopf haben und die Zukunft im Blick haben.
Das gilt ebenfalls für die Ideale. Zeiten verändern sich, die Erde verändert sich und die gesellschaft sowieso. Zwar bleiben einige Ideale immer behalten, jedoch gibt es genug Ideale die einer genauen Aktualitätsprüfung unterzogen werden müssen.
Aber wie gesagt, ein Leben in der Nostaligie bedeute auf lange Sicht den Tod.


Denkt darüber nach.

Pain

1 Kommentar:

  1. Interessant.
    Vor allem der Abschnitt mit dem Blick ins Herz ist - sehr Ehrlich. Meiner Meinung nach gibst du da etwas ganz persönliches, aus deinem Bauch heraus, von dir Preis und das ist selten, selbst wenn man dich ein bisschen besser kennt!

    Und du hast recht, wir alle suchen irgendwie nach einer Art von Sicherheit. Allerdings denke ich nicht, dass es an der Angst vor Neuem und Unbekannten liegt. Es ist viel eher die Angst vor dem Allein sein, der Einsamkeit. Dass man eines Morgens aufwacht und vor dem Abgrund ins absolute Nichts steht. Das ist, wovor sich eigentlich jeder fürchtet.

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