Über mich

Es gibt einen Punkt im Leben eines Mannes, an dem er sich entscheiden muss...

07.02.2011

Stille

Es krachte.
Der dabei entstehende Schall betäubte für wenige Sekunden. Seine Ohren schienen wie unter Wasser. Ein seltsames Gefühl beschlich ihn. Eigentlich kannte er alles.
Er kannte das ohrenbetäubende Geräusch, die erschreckenden Bilder, das Gefühl verloren zu sein, das Gefühl von Ausweglosigkeit.
Er kannte alles, doch irgendwie schien es ihm jedes Mal erneut zu schaffen zu machen. "Ob das bei den Eliten auch so ist? Ob die noch so etwas wie Reue spüren?", fragte er sich leise. Er wusste keine Antwort.
Plötzlich knallte es erneut.
Sie kamen näher. Dieser Knall war näher als der davor, also mussten sie näher kommen. Er blickte kurz aus seiner Deckung hervor: Keiner zu sehen.
Aber da muss irgendwo einer sein. Er konnte sie förmlich riechen. Dieser Geruch nach Tod, nach Verwesung. Dieser Gestank!
Es knackste hinter ihm.
Er schreckte auf. Sein Herz schlug fast hörbar laut. Er hoffte, dass es seine Position nicht verriet.
Es knallte wieder.
Ein anderes Geräusch gesellte sich zu der Stille. Es war sehr leise und trotzdem brauchte er nicht lange um es zu identifizieren. Er kannte dieses Geräusch nur allzu gut, Dieses schwerfällige, metallische Geräusch.
Er bewegt sich.
Das Geräusch wurde lauter. "Was mache ich jetzt?", verzweifelt suchte er nach einer Lösung. Allein würde er es niemals schaffen und sein Partner war seit ein paar Minuten bewusstlos.
Verdammt!
Es knackte wieder.
Um ein Haar hätte er das vergessen. Er schaute wieder auf :"Immer noch kein..."
Eine flüchtige Bewegung in der Ferne unterbrach den Gedanken. Sie waren da. Sie hatten ihn fast gefunden.
Das metallische Geräusch wurde lauter.
Er blickte erneut auf : Aus der flüchtigen Bewegung wurden zwei Männer. Sie trugen Tücher um den Kopf gewickelt und jeder von ihnen hatte eine Kalaschnikow in der Hand.
Er suchte nach einem Schalldämpfer. "Verdammt keiner da. Vielleicht...", er schaute das Gewehr seines Partners an. Jackpot! Er hatte einen dran.
Kurz überlegte es ob er sich das Gewehr schnappen sollte oder nicht. Er schaute nochmal auf. Inzwischen waren es drei Männer. De dritte hielt eine Schrottflinte in der Hand
Sein Herz pochte. Er atmete schwer, jedoch hektisch. Jetzt oder nie dachte er und griff nach dem Gewehr.
Ein Schuss löste sich.
Er zuckte erneut zusammen. Sein Herz schlug nun lauter und schneller als zuvor und er atmete noch hektischer. "Sie haben mich gleich", schieß es ihm durch den Kopf. Er schätzte die Sprache ein nach dem was er verstehen konnte.
Die Schritte wurden lauter.
Eine Angst durchfuhr ihn. Es war ein Gefühl das es noch nie kannte. Aus noch keinem Einsatz hatte er etwas Vergleichbares gespürt. Sie fesselte ihn in die Ecke in der er gerade saß. Er konnte keinen Finger bewegen.
Kurz überlegte er warum er Angst hatte. Nicht wegen der Männer, er war ein ausgebildeter Offizier. Er hatte eine Ausbildung genossen, die ihn auf so einen Situation vorbereitet hatte.
Nein, die Männer ängstigten ihn nicht.
Die Zeit verging für ihn immer langsamer, während er den Grund für seine Angst suchte. Sekunden wurden zu Stunden für ihn. Doch er kam drauf :

Es war der ständige Begleiter eines jeden Soldaten. Er steht bei jedem Einsatz, direkt hinter einem. Er hatte Angst vor dem Tod. Er wollte einfach noch nicht sterben. Er konnte noch nicht sterben. Sein Leben konnte noch nicht vorbei sein. Nicht jetzt!
Eine Wärme durchfuhr ihn. Er konnte sich wieder bewegen. Ihn durchfuhr der Wille gegen den Tod zu kämpfen. Er nahm sich den knochenförmigen Gegenstand aus seinem Gürtel, entsicherte ihn und warf ihn aus seiner Deckung heraus. Er schloss die Augen.
Ein ohrenbetäubend hohes Geräusch ertönte, begleitet von einem gleißend hellen Licht. Die Blendgranate war explodiert.
Er packte sein Gewehr und kam ruckartig aus seiner Deckung hervor. Er nahm den Ersten ins Visier und schoss. Nun der Zweite. Als letztes war der dritte Mann dran, er zielte kurz und schoss wieder,
Alle drei Männer fielen.
Eine Euphorie durchfuhr ihn beim runtergehen. Er hatte es geschafft. Er hatte überlebt. Er konnte nun gerettet werden.
Er freute sich wie ein Kleinkind, dem man gerade die Power Ranger vorgestellt hatte.
Er drehte sich um zu seinem Partner. Sein Partner atmete nur noch flach. Zwei Kugeln hatten ihn in die Brust getroffen. Er würde wahrscheinlich hier sterben. "Immerhin wirst du auf heimatlichem Boden begraben.", sagte er zu seinem Partner.
"Du bleibst hier in der Hölle!", sagte einen dunkle Stimme mit gebrochenem Akzent aus dem Hintergrund. Er wollte reagieren, nach seinem Messer greifen, sich umdrehen. Doch es war zu spät.
Eine metallische Klinge durchbohrte seinen Hals. Er konnte die Spitze vorne herausgucken sehen. Er spürte die Klinge deutlich in seinem Hals, er spürte das Blut das aus der Wunde schoss, er spürte den stechenden Schmerz. Er spürte selbst den Kerl der hinter ihm stand. Er konnte durch das Messer jede seiner Bewegungen spüren.
Das Blut spritze weiter aus der Wunde.
Der Mann zog das Messer heraus. Es spritze noch mehr Blut.
Er brach zusammen. Er spürte die Blutlache die sich unter ihm gebildet hatte. Er spürte die Nässe des Blutes, er nahm den metallischen Geschmack in seinem Mund war. Sein Herz versuchte den Blutverlust auszugleichen, doch vergeblich. Es blutete nur noch mehr.
Er spürte wie sich seine Lungen langsam mit Blut füllten. Das Atmen fiel ihm immer schwerer.
Eine kühle Brise zog durch sein Gesicht. Sie war kühl und trocken. Langsam wurde ihm schwarz vor Augen. Das letzte was er hörte war das Klicken einer Pistole.

Dann wurde alles Still...



Verfasser : Pain