Über mich

Es gibt einen Punkt im Leben eines Mannes, an dem er sich entscheiden muss...

29.12.2010

Eine interessante Stunde

"Was ist dein Preis?", fragte der Lehrer den Schüler. "Wofür würdest du stehlen? Wofür betrügen? Wofür würdest du morden?" Der Schüler antwortet verdutzt:" Ich würde niemals stehlen, betrügen oder morden. Ich bin ein guter Mensch. Ich glaube an das Gute im Menschen und somit auch an das Gute in mir. Ich würde nie..."
"Bist du dir da sicher? Bist du dir sicher, dass wenn man dir eine Million Euro zahlt, du nicht zum Dieb werden würdest oder vieleicht zum Verräter? Oder ganz drastisch, zum Mörder?", unterbrach ihn der Lehrer. "Nein, ein Menschenleben ist zu kostbar um es wegen Geld auszulöschen! Geld regiert nicht alles in der Welt!" Die Rage steht dem Schüler ins Gesicht geschrieben. Seine Fäuste sind geballt und wurden vom Körper für den Kampf gerüstet. Der Lehrer schaut seinen Schüler an und merkt das er ihn genau da hat wo er ihn haben will. Er setzt seine Stunde fort: "Soll das etwa heißen, dass du stehlen würdest? Verraten würdest? Du hast nur den Mord bestritten."
"Nein natürlich würde ich auch nicht stehlen oder verraten. Ich kann doch keiner Fliege etwas zu leide tun. Ich bin doch noch ein halbes Kind.", inzwischen quollen Tränen aus den Augen des Schülers, sie liefen ihm die roten Wangen hinunter. "Wir sind alle nur Kinder, getrieben von einem Reiz zum nächsten. Weiter als ein paar Wochen können wir in den meisten Fällen nicht denken. Aber darum geht es hier nicht. Es spielt keine Rolle ob du ein Kind bist oder nicht. Deswegen frage ich dich noch mal. Was ist dein Preis? Wofür würdest du morden? Wofür würdest du sterben?"
"Ich weiß nicht, auf was sie hinaus wollen."
"Reicht dir eine Million nicht um zu morden? Wie wäre es, wenn ich dir Frauen verspreche? Wie wäre es, wenn ich dir Liebe verspreche?"
"Das können sie nicht! Liebe ist etwas Göttliches, etwas was man nicht eben mal fälschen kann. Sie können mir keine Liebe bieten!"
"Bist du dir da sicher? Woher weißt du denn was Liebe ist? Ich könnte jemanden finden, der es dich glauben lässt, dass sie dich liebt!"
"Nein, könnten sie nicht! Sie können nicht Gott spielen!"
"Gut, aber wie wäre es wenn ich deinen Freunden Gewalt androhe? Würdest du dann für mich töten? Vielleicht wenn ich deinen Verwandten mit dem Tod drohe oder noch besser deiner Mutter drohe? Würdest du dann das tun was ich dir sage?"
"Aber so ein Mensch sind Sie doch nicht. Ich kenne sie doch. Sie sind ein friedliebender Mensch!"
"Du glaubst also mich zu kennen? Du glaubst darüber urteilen zu können, zu was ich fähig bin?", der Lehrer holt ein Messer aus seiner Tasche, klappt es auf und hält es dem Schüler, mit einer kontrollierten, ruckartigen Bewegung, an die Kehle. Der Schüler ist starr vor Schreck, er schafft es kaum zu atmen. "Hast du geglaubt, dass ich das tue? Wie sieht die Welt nun aus? Wo sind nun deine Prinzipien, wenn du dem Tod doch so nahe bist? Wo ist nun dein Gott? Tust du nun das was ich sage?"
Der Schüler weiß nicht, was er antworten soll. Er spürt die metallene Klinge an seinem Hals, er spürt wie sie sich so langsam in seine Haut schneidet. In seinem Gehirn schwirren tausende von Gedanken herum: "Warum tut der Lehrer das? Wie kann er nur? Muss ich jetzt sterben?" Sein Gesicht ist von Tränen überflutet und von Verzweiflung geprägt. Nach einer Minute kommt ihm nur ein Satz aus dem Mund:
"Was soll ich tun?"


Eine düstere Geschichte. Was wollte der Lehrer dem Schüler hier beibringen? Überhaupt - welcher Lehrer macht so etwas? Welcher Lehrer hält seinem Schüler eine Klinge an die Kehle und verlang von ihm einen Mord?
Diese Fragen seien mal dahingestellt, aber fragt euch eines: Wie würdet ihr hier handeln? Würdet ihr euch töten lassen? Würdet ihr wie der Schüler handeln  oder würdet ihr schon vorher einknicken?

Was ist dein Preis?

   Pain

Wie jedes Jahr...

Die Geschenke sind ausgepackt und der Braten gegessen. Die Verwandten sind betäubt vom ganzen Essen und man selbst liegt auch bewegungslos auf der Couch. Der Magen grummelt so stark wie schon lange nicht mehr und man selbst fragt sich, wann man das letzte Mal einem solchen Warnsinn ausgeliefert war.
Weihnachten ist endlich gelaufen! Es ist vorbei für dieses Jahr und darf wieder sehnlichst von allen Masochisten dieser Welt erwartet werden. Ich muss zugeben diesen Jahr war es doch nicht so schlimm, wie sonst immer, ich bin sogar in etwas weihnachtlicher Stimmung gewesen. Jedoch wie kommt ein Kerl, der an sich nichts mit Weihnachten zu tun haben will, zu einer dementsprechenden Stimmung???
Zum einen ist da eine Freundin von mir schuld. Ich verbringe sehr viel Zeit bei ihr und sie ist eine Weihnachtsfanatikerin. Sobald das erste Wachskerzchen brennt, holt sie die Weihnachtslieder raus und spielt die Platten bis sie halb verschmolzen aus dem Player kommen. Stollen und Bratäpfel dürfen da natürlich nicht fehlen. Außerdem hat sie eine manchmal aufkommende Lust auf Glühwein und das zu den unpassendsten Zeiten. In dem Fall agiert sie wie eine Schwangere oder ein kleines Kind, sie will es haben und zwar schnell, aber wehe sie bekommt ihren Glühwein nicht, dann schmeißt sie sich auf den Boden und weint solange bis sie ihren Willen bekommt. Typisch Frau halt...
Die Frage, ob das bei ihr schon fast zu einer saisonelen Sucht geworden ist, traue ich mich ehrlich gesagt nicht sie zu fragen. Auf jeden Fall donnern bei ihr 48h am Tag die Weihnachtslieder aus den Boxen und wie schon bei Tokio Hotel, irgendwann hat man es so oft gehört das man zwangsweise anfängt mitzusingen. Im Falle davon möchte man mir doch bitte Unzurechnungsfähigkeit gewähren, denn so ist es leider nunmal bei mir und ich habe schon mehrfach versucht mir das abzugewöhnen. Auf jeden Fall beherrsche ich inzwischen Lieder wie "Rudolf the red nose reindeer", "We wish you a merry Christmas" und eine seltsame Version von "Silent night, holy night", jedoch werde ich diese Lieder nicht freiwillig und nur unter der Androhung von Tokio Hotel singen. Wobei selbst dann nicht!
Obwohl meine Freundin ist nicht zu 100% schuld an meiner Stimmung. Es ist die Berlin obergreifende Dekoration, der man egal wo man ist nicht entkommen kann. Wie ein rollender Stein in einem antiken Tunnel, verfolgt sie dich und überfährt dich irgendwann so oft, dass dir der ganz Krempel gefällt. Überall sind Lichter, man kommt sich vor wie auf einer überbeleuchteten Startbahn, Weihnachtsmänner, ist es eigentlich mal vorgekommen das ein Kind aufgrund von drei Weihnachtsmännern, auf einem Weihnachtsmarkt, stutzig geworden ist, und natürlich Glühwein! Irgendwie kommt es mir vor, als ob man uns alle betrunken machen will, mit diesem heißen roten Saft. Die Frage wäre ob das Fest der Liebe auch ohne Alkohol so schön wäre? Wahrscheinlich ist es wie bei jeder versoffenen Nacht. Am Abend davor sah die Dame vielleicht noch gut aus, aber am Morgen danach bemerkt man plötzlich den markanten Damenbart und auch das sich da irgendetwas seltsames in ihren  Unterwäsche tummelt. Als man sich dann hinsetzt, bemerkt man plötzlich einen seltsamen Schmerz am Gluteus Maximus und man fragt sich, was zum Henker man denn am letzten Abend gemacht hat?
Tja so ist das letztendlich bei jedem Fest. Wenn der ganze Glanz verschwunden ist, die Geschenke übergeben wurden und der Weihnachtsbaum anfängt zu faulen, fragt man sich warum man diesen ganzen Blödsinn eigentlich mitgemacht hat. Warum ist man nicht einfach zu hause geblieben und hat die Tage doch mal nach seinem Motto verbracht, anstatt sich den gesellschaftlichen Regeln zu unterwerfen. Auf dem Dorf mag das vielleicht schwer sein, aber in Berlin, wo man sowieso so ziemlich alles machen kann, steht einem da nichts im Wege und doch feiern wir wie jedes Jahr mit den lieben Verwandten, den wir sonst schon kaum die Tür öffnen und ihnen jegliches sonstiges Gespräch verweigern. Wir setzen ein nettes Lächeln auf und schlagen so richtig beim Essen zu, obwohl man doch erst vor drei Tagen sich selbst strengste Diät verordnet hatte. Weihnachten scheint ein Fest der Gegensätze zu sein. ist jedoch irgendwie abzusehen, da ja die Liebe auch keinen logischen Regeln folgt. Wie kann man dann vom Fest der Liebe erwarten das es irgendeinen Sinn machen würde?
Obwohl vielleicht sehe ich das auch alles etwas zu nüchtern? Vielleicht sollte ich mir einfach ein paar Glühwein hinter die Binde kippen und das ganze Specktakel einfach genießen? Einfach mal zurücklehnen und den ganzen Warnsinn über sich ergehen lassen?
Warum eigentlich nicht. Ich werde es mal demnächst bei Ostern versuchen, obwohl es da kein traditionelles alkoholisches Getränk gibt, soweit ich weiß. Da werde ich wohl einfach improvisieren müssen.

Daraufhin wünsche ich euch allen noch schöne Feiertage und sage nur "Hoch die Gläser" und Prost!

Euer, hoffentlich bald betrunkene, Pain

P.S. Am 24.12 ist mein Blog genau ein Jahr alt geworden.

19.12.2010

Regen

Die Ampel schaltete auf Grün. Er nahm einen guten Zug von seiner Malboro und ging los. Sie schmeckte nicht wie in seiner Erinnerung, aber er brauchte heute eine mehr denn je. Drei Jahre hatte er es ohne ausgehalten, aber jetzt gibt es keinen Grund mehr abstinent zu bleiben. Eigentlich hatte er sich vorgenommen auch weiterhin nicht zu rauchen, aber jetzt hatte er keine einnehmende Ablenkung mehr. Er nahm noch einen Zug und schmiss die Zigarette auf den nassen Boden. Er mochte Regen, er mochte auch Berlin und das ganze in Kombination machte in steht's glücklich. Doch heute schien es nicht so zu funktionieren wie sonst. Es fehlte irgendwas, aber was nur? Er war in seinem Lieblingsstadtteil, in seiner Lieblingsstraße und ging seine Lieblingsroute entlang. Trotzdem stellte sich ein Gefühl der Leere ein. Obwohl er das schon seit ca. vier Wochen kannte, war es heute doppelt so schlimm. Er hatte vieles versucht um die Leere wegzubekommen. Als erstes war da der Whisky, doch dieses rot-braune Getränk schien wenig zu wirken, es erhöhte eher den Promille Wert. Party hatte er vor gut zwei Wochen versucht, aber irgendwie konnte ihn die glitzernd, glänzende Dekoration zu nichts motivieren, selbst seine Lieblingslieder waren da nicht hilfreicher. Irgendwann ließen ihn dann auch meine Freunde im Stich. Ich versaue ihnen die Abende, war die Standartausrede in dem Thema.
Er wusste nicht wieso, aber vor ca. einer Woche hatte er ,dass Bedürfnis in seinen alten Club zurückzukehren. Es hatte sich wahrlich nicht viel verändert, der Eingang stank zwar leicht nach Erbrochenem, aber die Leute schienen noch die selben zu sein. Am Eingang stand ein Kerl mit silbern glänzenden Hemd und mehr Muskeln als Hirnmasse, etwas weiter neben ihm war ein Pärchen, dass kurz vor dem Akt stand, dem wilden Geküsse nach zu urteilen. Die Türsteher waren auch wie immer aufgepumpt, so wollten sich nur Volltrunkene mit diesen Muskeltieren anlegen.
Im Club war es kaum anders. Frauenarzt lief aus den Boxen und der elektronische Bass schlug ihm um die Ohren. Zugekokste Frauen paarten sich mit zukünftigen Hartz IV Empfängern und formten so die Unterschicht von morgen. Er hatte es, nach einigen Drinks, bei einigen Frauen versucht, es lief auch gar nicht so schlecht. Die Erste musste kurz nach dem Zusammenkommen, auf ihren High Heels zur Toilette. Nach einer halben Stunde hatte er die Hoffnung aufgegeben und sich an die nächste rangemacht. Doch auch bei der hatte es nicht wirklich funktioniert. Die Dritte schien ein Treffer zu sein, sie sah gut aus, konnte gut tanzen und war auch noch willig, jedoch blieb das Glück nur bis ihr Freund auftauchte. Anstatt ihn ausreden zu lassen, verpasste er ihm ein paar Beulen und blaue Flecken. Obwohl er sich kaum gewehrt hatte wurde er dann rausgeschmissen...
Seit diesem Tag trug er eine Sonnenbrille, die er selbst bei völliger Dunkelheit nicht absetzte. Zeitweise hatte er sich sogar in seiner Wohnung verbarrikadiert, um seine Schande zu verstecken. Doch heute lief er durch die Stadt. Seine Brille hatte er vergessen, doch irgendwie fehlte sie ihm gar nicht. Er lief stolz mit seinem inzwischen violett-grün gewordenem Ring um das Auge. Nicht viele Leute hatten ihn heute angesehen, aber irgendwie schien es ihm als ob alle anderen über seine Lage beschied wüssten. Der Blick der Frau, die ihn kurz gemustert hatte und dann kichernd den Boden betrachtete, der Kerl der ihm heute auf die Schulter geklopft hatte oder die Oma die ihn so mitleidsvoll angesehen hatte. Obwohl er sich bei dem Kerl gar nicht mehr so sicher war, ob er ihm wirklich auf die Schulter geklopft oder sich einfach nur durchgedrängelt hatte. Trotzdem schienen sie alle zu tuscheln, zu tratschen und über ihn zu reden. Es war ja sonst normal, dass die Leute in den M10 mit einander redeten, aber heute störte es ihn irgendwie besonders. Es grenzte schon fast an Paranoia. Die Bahn zu verlassen war eine gute Entscheidung, meinte er zu sich.
Er lief an einem Café vorbei und überlegte ob sich hinein setzen sollte. Er verwarf diesen Gedanken schnell wieder, da ja sein Lieblingscafé ein wenig die Straße runter war, außerdem hatte ihm ein Freund nicht gerade erfreuliche Dinge über dieses Lokal erzählt. Die Schönhauser war groß und das mochte er. Er konnte eigentlich jeden Tag wo anders frühstücken, nur wohnte er an der anderen Seite der M10. Glücklicherweise war es doch nicht so weit entfernt. Er war relativ oft dort. Beim laufen fragte er sich, warum er immer noch dort wohnte. Er hatte zwar diese Allee erst relativ spät entdeckt, aber was hielt ihn denn die ganze Zeit dort wo er war? Es fiel ihm nicht ein, dies war in letzter Zeit öfter so. Gott sei dank, dass der Chef ein Freund war und ihm drei Wochen bezahlten Urlaub gegeben hatte, doch irgendwie schien das nur wenig zu fruchten. Sie hatte vieles mitgenommen, als sie gegangen war...